Interview mit Konrad „Conny“ König, 8-facher österr. Staatsmeister

von Andreas

3. Jun. WM Yokohama ´79, 3. Militärweltmeister ´84,
Olympiateilnehmer 1984 L.A.
238 Kämpfe (188 Siege – 27 unentschieden, 23 verloren) – 3 mal durch knockout
über „das Fechten mit der Faust“ – Boxen

Conny, jemand der mit Boxen noch nie etwas zu tun hatte denkt als erstes an gebrochene Nasen und blaue Augen – im Prinzip an rohe Gewalt.
Wie ist es wirklich?

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Leider hat das Boxen ein etwas negatives Klischee…. dies wurde bzw. wird durch Profikämpfe im Fernsehen gebildet, wo es um „Geld“ geht und natürlich die Einschaltquoten – manche Kämpfe erscheinen leider brutal.

Man darf allerdings Amateurboxen nicht mit Profi Boxen vergleichen – kürzere Rundenanzahl, Ringarzt, Unterbrechungsmöglichkeiten (durch Ringrichter, Arzt, Trainer und auch durch den Boxer selber!)

Tatsächlich ist es im Amateur Bereich doch ganz anders, klar – gebrochene Nasen und blaue Augen kommen auch hier vor, dennoch andere Regeln, mehr Schutzmaßnahmen, boxen geht auch anders.

Was ist dein Persönlicher Zugang zum Boxsport nachdem du deine aktive Karriere beendet hast?

„Boxen“ kann viel mehr – als

Zum Beispiel schulisch oder als  sporttherapeutisches Training – Defizite werden aufgezeigt, die Leistung steigert sich. Mein Zugang ist das Denken anzuregen!

Der Ansatz ist also ganz anders. Boxen heißt eigentlich nicht getroffen werden, ausweichen, denken, schnell sein, agieren, reagieren…..

Dazu braucht man Kondition und Durchhalte- und  Durchsetzungsvermögen. Hierzu benötigt man Koordination und Kraft. Also eine gewaltige Leistungsbereitschaft. Es ist also ein sportlicher, schwieriger und schöner Erziehungsprozess, um sich geistig und körperlich zu (top-) fit zu halten.

Respekt vor dem Besseren, Lebenserfahrung, durchboxen, diszipliniert und „fair“ bleiben, damit muss man umgehen lernen und das lehre ich auch bei sämtlichen  Trainingseinheiten. Jeder findet daran Gefallen, ob Jung oder Alt – weil der Ansatzpunkt ein anderer ist und man Defizite ausgleichen muss…..

Boxen und Psychologie  – was ist dahinter?

Beim Boxen gehst du in den Ring, musst so schnell wie möglich dein Gegenüber kennen lernen. Du musst deinen Gegner so schnell wie möglich kennenlernen, lesen. Besser ist der, der den anderen schneller analysieren kann und folgedessen die richtigen Mittel findet, um den Kampf zu gewinnen!
Wenn du einen Fehler machst, wirst du sofort bestraft … das spürst du….

Was verbindet Boxen mit dem Leben?

Zu den Kindern sage ich immer :“Wenn ein Boxer 5 mal zu Boden geht, muss er auch 5 mal aufstehen.“  Wahrscheinlich hast du selber einen Fehler gemacht, warst unachtsam  etc.

Jeder macht auch Fehler im Leben;beim Boxen zeigt dir der Gegner innerhalb von 3 mal 3 Minuten wo deine Fehler sind. Im Leben geht es manchmal nicht ganz so schnell, jedoch wird Jeder/Jede einmal „falsch getroffen“ – das muss man Einstecken können, ohne die Fassung, die Regeln zu vergessen, worum es geht!

Beim Boxen muss man Denken! …das glaubt man schwer, wenn man es nicht selber einmal versucht hat…. möglicherweise auch die Philosophie des Lebens.

Boxen und Schmerz?

Während des Kampfes bist du voller Emotionen, Adrelanin , in einer Vision – es gibt kein Aufgeben, physische Schmerzen sind leicht zu ertragen; psychische hingegen begleiten dich lang.

Boxen und Sensibilität

Ist sehr wichtig – (ich bin auch ein guter Tänzer….!)
Wenn ich sehe, dass mein Gegner bewegungsunfähig oder gar am Boden ist höre ich sofort auf zu Schlagen!
Es ist nicht meine Absicht meinen Gegner gesundheitlich zu schädigen, ich möchte nur als Sieger den Ring verlassen; dabei muss man nicht brutal sein um sein Ziel zu erreichen, man muss nur den Kopf einschalten…

Boxen als Ventil wofür?

Zum Beispiel um die Aggressionen gezielt abbauen zu können – Aggressivität ist eigentlich positiv – es muss nur richtig gelenkt werden!
Gerade bei Kindern/ Jugendlichen, diese können Aggressionen mit Hilfe von Grundschlägen auf ein Boxgerät abbauen; dabei entdecken sie an sich selber Defizite welche durch kontinuierliches Training ausgeglichen werden können! Auf einmal ist Erfolg da – ICH hab das geschafft!!  Automatisch passiert in der Gruppe sich zu entwickeln und zu kämpfen um nicht geschlagen zu werden. Die Grenzen werden persönlich  ausgelotet – und , das ist mir persönlich extrem wichtig: Ich trainiere Willensstärke, denn die braucht man im Leben.

Wo ein Wille – Da ein Weg!!!

Ist Boxen eine Trendsportart, ein Modesport oder mehr?
Oh es ist viel mehr,  wenn man es kennen lernt.
Wir brauchen hier keine Etikette, keine feine Kleidung. Wir trainieren überall, sogar in einer leeren Garage.
Boxer Schweiß ist Fleiß – der stinkt nicht, sondern ist eine Belohnung. Je mehr du trainierst, desto mehr schwitzt du…

„Mir han koane schiki miki“ …

Jeder / Jede boxt gegen sich selber – zumindest beim Fitnessboxen!

Boxen und Seelenheil

Das Seelenheil ist ein wichtiger Aspekt. Beim Box-Training sage ich : „ Mit den Gedanken bist du jetzt bei mir!“ Der Kopf ist frei von Gedanken rund um das tägliche Leben, Probleme etc…. es dreht sich nur um deine Fähigkeiten und das Durchhaltevermögen. Du bist konzentriert und nach ca. 90 min. ausgepowert und glücklich! Glückshormone werden ausgeschüttet. Nach dem Boxen bist du einfach glücklich, du schläfst wie ein Baby, du bist Ballast losgeworden. Du darfst sein wer du bist, wie du bist und belohnst einzig und allein dich selbst mit dem Training.

Was ist dein Lebensmotto Conny?

Durchhalten, positive Stimmung behalten, groß Denken, Weitblick behalten und alles als Ganzes sehen.
Geht nicht, gibt es nicht – wo ein Wille, da ein Weg!

Es ist mir eine große Freude so viele Menschen belgeiten und begeistern zu dürfen, wir haben bei jedem Training Spaß! Ob Jung ob Alt, ob reich ob arm – wir sind alle auf einer Linie, respektieren einander, erkennen, dass Jeder/Jede Stärken und Schwächen hat;

Und man auch verlieren kann.

Von dieser Niederlage muss ich lernen, Fehler zu vermeiden und mich verbessern. Mit einer „positiven Einstellung“ hast du den Kampf bereits gewonnen – egal, wenn der Andere auch mal als Sieger den Ring verlässt….Du hast gefightet, Alles gegeben – darauf kommt es an!

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